Freut euch im Herrn!

Artikel von Sinclair B. Ferguson
8. August 2018 — 4 Min Lesedauer

Während des Händeschüttelns an der Kirchentür wird Pastoren manchmal spontan gesagt: „Ich habe das wirklich genossen!“ – worauf unmittelbar folgt „Ich hätte das wahrscheinlich nicht sagen sollen?“ Ich drücke normalerweise fester zu, halte die Hand etwas länger fest und sage mit einem Lächeln: „Ermutigt uns die erste Frage des Katechismus nicht genau dazu? Wenn wir uns für immer an Gott erfreuen sollen, warum sollten wir nicht jetzt schon damit anfangen?“

Natürlich können wir uns nicht an Gott erfreuen, ohne ihn auch zu verherrlichen. Und der kürzere Westminster Katechismus fragt weise weiter: „Welche Regel hat Gott uns gegeben, um uns darin zu leiten, ihn zu verherrlichen und uns an ihm zu erfreuen?“ Aber bemerke, dass die Heilige Schrift die „Regel“ enthält, wie wir uns an Gott erfreuen und ihn gleichzeitig verherrlichen können. Nun, wir wissen, dass sie viele Anweisungen hat, ihn zu verherrlichen, aber wie genau lehrt sie uns, „uns an ihm zu erfreuen“?

Sich an Gott zu erfreuen ist ein Gebot, kein optionaler Zusatz: „Freut euch im Herrn allezeit; abermals sage ich: Freut euch!“ (Phil 4,4) Aber wie? Wir können Freude nicht bestellen, oder?

Das stimmt. Und doch zeigt die Heilige Schrift auf, dass gut unterwiesene Gläubige einen Entschluss entwickeln, sich an Gott zu erfreuen. Sie werden sich im Herrn freuen. Habakuk war ein Beispiel dafür in schwierigen Zeiten (siehe Hab 3,17–18). Er übte das aus, was unsere Vorväter „praktischen Glauben“ nannten – einen festen Entschluss, all das zu erfahren, was der Herr befiehlt, einschließlich der Freude, unter Verwendung der gottverordneten Mittel. Hier sind vier dieser Mittel – durch die wir, so sollte angemerkt werden, zugleich Gott verherrlichen.

Freude an der Errettung

Sich an Gott zu erfreuen bedeutet, die in Jesus Christus gegebene Errettung voll auszukosten. „Ich aber will mich freuen in dem HERRN und frohlocken über den Gott meines Heils!“ (Hab 3,18) Gott erfreut sich an unserer Errettung (Lk 15,6–7.9–10.32). Das sollten wir auch. Hier schenkt uns Epheser 1,3–14 eine meisterhafte Darstellung dieser Errettung in Christus. Es ist ein Evangeliumsbad, in das wir oft eintauchen sollten, Sprossen an einer Leiter, die wir oft erklimmen sollten, um die Freude des Herrn als unsere Stärke zu erfahren (Neh 8,10). Während uns aufgetragen ist, Freude zu haben, sind die Ressourcen dazu außerhalb von uns und nur durch Einheit mit Christus erfahrbar.

Freude an der Offenbarung

Freude fließt aus dem Verschlingen der verschriftlichten Offenbarung. Psalm 119 gibt davon wiederholt Zeugnis. Der Psalmist „freut sich“ an Gottes Zeugnissen „wie über lauter Reichtümer“ (Ps 119,14; siehe auch die Verse 35.47.70.77.103.162.174). Denk an die Worte Jesu: „Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude völlig werde“ (Joh 15,11). Heißt das, dass er sich an uns erfreut, worauf unsere Freude völlig werde, oder dass seine Freude in uns sein wird, damit unsere Freude völlig werde? Gewiss ist beides richtig. Wir werden völlige Freude im Herrn nur dann finden, wenn wir wissen, dass er sich an uns erfreut. Der Weg zur Freude ist demzufolge, seinem Wort maximal ausgesetzt zu sein und es reichlich in uns wohnen zu lassen (Kol 3,16). Es ist Freudennahrung für die freudenhungrige Seele.

Freunde an der Gemeinschaft

Es gibt Freude im Herrn, die wir in der Anbetung in der Gemeinde erfahren. Die Gemeinde ist das neue Jerusalem, die Stadt, die nicht verborgen werden kann, die Freude der ganzen Erde (Ps 48,3). In der geistgeführten Gemeinschaft des Lobpreises und der Fürbitte, der Seelsorge, der Wortverkündigung, des Singens von Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern sowie des Empfangens von Taufe und Abendmahl wird reichliche Freude gefunden. Der Herr frohlockt über uns jubelnd (Zef 3,17). Unsere Herzen singen im Gegenzug vor Freude.

Freude in Bedrängnissen

Hier liegt tatsächlich ein göttliches Paradoxon vor: Es gibt Freude, die inmitten von Bedrängnis erfahren werden kann. Aus biblischer Sicht sind Bedrängnisse die züchtigende Hand des Vaters, der den Schmerz und die Dunkelheit des Lebens gebraucht, um uns in das Bild desjenigen zu verwandeln, der um der vor ihm liegenden Freude willen das Kreuz erduldete (Hebr 12,1–2.5–11; siehe Röm 8,29). Wir rühmen und freuen uns in unseren Bedrängnissen, sagt Paulus, weil „Bedrängnisse … Hoffnung bewirken“ (Röm 5,3–4). Petrus und Jakobus wiederholen das gleiche Prinzip (1Petr 1,3–8; Jak 1,2–4). Das Wissen um die gewisse Hand Gottes in der Vorsehung bringt nicht nur Sicherheit; es erzeugt auch Freude.

All das fügt sich zur Freude in und an Gott selbst zusammen. In Römer 5,1–11 leitet uns Paulus von Freude in der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes (Vers 2) über Freude, die in Bedrängnissen kommt (Vers 3), zur Freude in Gott selbst (Vers 11; siehe Ps 43,4). Der Ungläubige findet das unvorstellbar, weil er durch die freudeentziehende Lüge des Teufels geblendet wurde, dass Gott zu verherrlichen der schnellste Weg zur Freudlosigkeit sei. Dankbarerweise offenbart Christus, dass in ihm genau das Gegenteil passiert – aufgrund unserer Errettung, durch seine Offenbarung, in der seligen Anbetungsgemeinschaft und durch Bedrängnisse hindurch.

Freue dich! Möge „ewige Freude … über [deinem] Haupt sein“ (Jes 51,11).