Jesus, Gottes Knecht
Siehe, das ist mein Knecht, den ich erhalte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. (Jes 42,1)
Er wuchs auf vor ihm wie ein Schössling, wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; wir sahen ihn, aber sein Anblick gefiel uns nicht. Verachtet war er und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut; wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt, so verachtet war er, und wir achteten ihn nicht. (Jes 53,2–3)
Keinen Frieden … gibt es für die Gottlosen! (Jes 48,22)
Diese aufschreckenden Worte sind nicht an die heidnischen Nationen gerichtet, sondern an Gottes Bundesvolk. Sie beschreiben den Zustand des Volks nachdem sie aus dem Exil in das verheißene Land zurückgekehrt sind. Sie bilden ein Klagelied. Die Menschen haben so wenig in ihrer Gefangenschaft gelernt. Der Grund für ihr Exil wird in einem ernsten Urteilsspruch widergegeben: Sie haben gegen den Herrn gesündigt und „sie wollten nicht auf seinen Wegen wandeln, und seinem Gesetz waren sie nicht gehorsam“ (Jes 42,24). Sie kehrten nach Jerusalem zurück, wie sie es verlassen hatten.
Was Israel benötigte war Rettung.
Was Israel benötigte war ein Retter. Jemand, der von „außerhalb“ kommen würde. Was Israel (Juda) benötigte, war ein Retter, der zugleich Knecht ist, der das tun würde, was sie offensichtlich niemals selbst schaffen würden.
Das ist auch unsere Not.
Und Gott hatte gute Nachrichten für sein rebellisches Volk; Nachrichten, die auf seiner „Bundesliebe“ (hesed) gründeten. (Jes 54,8.10)
Die Prophezeiung von Jesaja machte Verheißungen, die schwer zu erfüllen waren.
Kapitel 2 und 11 zeigen eine geeinte, transformierte Welt, aber davon ist noch nichts zu sehen, als die Hebräer im Exil zu den Ruinen Jerusalems zurückkehren. Kapitel 9 deutet ein herrliches Reich ähnlich wie bei David an, aber von dieser Wirklichkeit ist am Horizont nichts zu erkennen. Sind diese Verheißungen mehr wie Sehnsüchte als Gewissheiten? Wünsche von dem, was sein könnte, statt was wirklich ist?
Nein, hier ist mehr als Wunschdenken. Diese Verheißungen finden eine teilweise Erfüllung im Anbruch des Zeitalters des Neuen Bundes: die Menschwerdung, das Leben, der Tod und die Auferstehung von Jesus; die Bedeutung von Pfingsten; und die Ausbreitung der Kirche von Jerusalem bis an das „Ende der Erde“ (Apg 1,8). Und um dieses größere Bild Wirklichkeit werden zu lassen, wird eine Messiasfigur verheißen. Seine Beschreibung ist dreifältig:
- Ein König, wie David, der über ein weitreichendes, weltweites Reich herrschen wird (siehe Jes 1,26–27; 7,14; 9,7; 11,1; 32,1–6; 33,17–24).
- Ein Knecht, der in vier „Liedern“ beschrieben wird (Jes 42,1–4; 49,1–6; 50,4–9; 52,13–53,12). Zweimal wird der Knecht mit Israel identifiziert, aber es ist unmittelbar klar, dass Israel nicht der sündlose Knecht sein kann, der in diesen Liedern beschrieben wird. Es hat weder den Charakter noch das Verlangen, diese Rolle zu erfüllen. Auf der anderen Seite ist der wahre Knecht ein Offenbarer von Wahrheit, vollkommen, gehorsam und ausdrücklich ein stellvertretender Träger der Sünde, der freiwillig stirbt und wieder zu neuem Leben kommt, um sein Volk mit seiner eigenen Gerechtigkeit zu kleiden.
- Ein gesalbter Überwinder. Wenn Jesaja nach vorne schaut, sieht er jemanden voraus, der mit dem Geist gesalbt ist, der sowohl für Errettung als auch für Rache eintritt, und der sowohl Segen als auch Fluch bringt (siehe Jesaja 59,21; 61,1–3; 61,10–62,7; 63,1–7).
Und es wird zunehmend klar, dass der Messias sowohl für das Bundesvolk als auch für die Heiden (die Nationen) kommen wird:
Ich will dich zum Bund für das Volk setzen, zum Licht für die Heiden. (Jes 42,6)
Wir hätten vielleicht erwartet, dass diese Verantwortung durch das Bundesvolk selbst erfüllt werden würde. Wurde ihnen nicht gesagt, dass ihr freudiger Gehorsam dazu führen würde, dass die Nationen sagen: „Wie ist doch dieses große Volk ein so weises und verständiges Volk“ (5Mo 4,6)? Aber wie wir bereits gesehen haben, ist Gottes Volk in den Tagen Jesajas „blind“ und „taub“ (Jes 42,18–19; 43,8).
Wenn nicht Israel, wer dann?
Und die Antwort ist ein anderer König-Knecht-gesalbter Überwinder-Jesus. Aus den Korridoren des 8. Jahrhunderts vor Christus sah Jesaja das Kommen von Jesus, der Erlösung und Wiederherstellung bringen würde. Deshalb wird Jesaja der „evangelische Prophet“ genannt – sein ganzer Fokus liegt auf dem Evangelium, der guten Nachricht.
Gute Nachricht für Sünder wie dich und mich.