Wie die Ewigkeit unseren Alltag prägt

Artikel von Gloria Furman
19. April 2024 — 5 Min Lesedauer

Neulich hat unser Baby seinen ersten Streich gespielt.

Der Kleine saß auf meinem Schoß, während ich mich mit einer Freundin unterhielt. Es war Zeit zu gehen, also sagte ich zu ihm: „Wir müssen los. Sag Tschüß, ja?“

„Tüs, Tüs!“, wiederholte er und wedelte mit seiner kleinen Hand in der Luft. Dann beugte er sich mit gespitzten Lippen zu meiner Freundin. „Oh, schau! Er will dir einen Kuss geben!“ Meine Freundin freute sich über seine Zuneigungsbekundung. Kichernd hielt sie ihm ihre Wange hin, um einen Kuss zu erhalten.

Mein Sohn beugte sich vor, nur um sich in letzter Sekunde umzudrehen und mir den Kuss auf die Wange zu drücken. Dann lachte er. Der erste Streich meines Babys – ich war so stolz!

Kinder werden so schnell erwachsen, nicht wahr? Es vergeht kein Tag, an dem ich es mir nicht selbst sage oder es von jemand anderem höre.

Elterliche Demenz

Und trotzdem lebe ich nicht immer so, denn ich leide unter Anfällen von elterlicher Demenz.

Diese führt nicht nur dazu, dass man einen Raum betritt und im selben Moment vergisst, warum man den Wäschekorb mit vier schmutzigen Kaffeebechern darin umherträgt. Das ist normal. Bei der elterlichen Demenz vergessen wir zweierlei: dass es ein Morgen gibt und die Ewigkeit.

„Wenn der Alltag präsenter wird als das ewige Leben, vergessen wir, wer Gott ist, wer wir sind und wer unsere Kinder sind.“
 

Zum einen vergessen wir, dass unsere Kinder, so Gott will, zu Erwachsenen heranwachsen werden. Es fällt mir schwer, mir meine 5-Jährige als 35-Jährige oder 65-Jährige vorzustellen. Ihre großen Ziele sind zurzeit, geduldig auf ihren ersten lockeren Zahn zu warten und zu lernen, die Uhr zu lesen. Manchmal glaube ich, dass sie für immer fünf Jahre alt sein und Dinge tun wird, die eine Fünfjährige tut.

Zum anderen vergessen wir, dass unsere Kinder mehr als nur zukünftige Erwachsene sind. Sie sind Menschen, die nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden, und sie haben eine ewige Seele. Wenn der Alltag präsenter wird als das ewige Leben, vergessen wir, wer Gott ist, wer wir sind und wer unsere Kinder sind.

Wir neigen dazu, das Morgen und die Ewigkeit zu vergessen, wenn unser Tag mit dringenden und notwendigen Aufgaben ausgefüllt ist. Fühlst du dich manchmal wie eine Flipperkugel, die hin und her geworfen wird? Du beaufsichtigst das Erledigen der Hausaufgaben bei den Größeren und hältst die Kleinen parallel davon ab, ihre Hände in die Toilette zu stecken. Im Müttergerichtssaal verkünden wir Urteile darüber, wem ein Spielzeug gehört. Kein Wunder, dass es schwer ist, die Ewigkeitsperspektive beizubehalten.

Wie ein Nebel legt sich diese Demenz in den Morgenstunden über mein Denken. Wenn ich es dann nicht durch die Wahrheiten in Gottes Wort erneuern lasse, verzieht sich der Nebel nicht und das Licht des Evangeliums scheint nicht herein. Am Ende des Tages versinke ich in einer Wolke der Entmutigung, die sich nicht lichten will.

Es passiert nur allzu leicht, dass unsere Perspektive am Wäscheberg von einer Lawine aus Spucktüchern begraben wird. Doch wir müssen hart an dem Bewusstsein arbeiten, dass unsere Aufgabe mehr enthält als das Füttern, Baden, Kleiden und Erziehen unserer Kinder.

Hoffnung in Christus

Die Realität der Ewigkeit erinnert uns daran, unsere Wünsche für die Kinder aus der Ewigkeitsperspektive zu betrachten. Bevor wir diese Perspektive jedoch auf andere übertragen können, müssen wir selbst unsere Hoffnung auf Christus setzen. Viel zu häufig setze ich meine Hoffnung auf die sich ständig verändernden Umstände. Ich sage Dinge wie: „Das Baby muss heute Morgen unbedingt sein Schläfchen halten.“ Eine solche Aussage ist in Ordnung und wir können uns darauf freuen. Wenn das Kind dann jedoch um die Mittagszeit herum immer noch nicht geschlafen hat und mich das emotional so belastet, dass es mir den Nachmittag verdirbt, dann habe ich wahrscheinlich mehr Vertrauen in den Mittagsschlaf gesetzt als in die sich niemals ändernden Wahrheiten des Evangeliums.

„Durch Gottes Gnade kann ich der Versuchung widerstehen, meine Kinder zu behandeln, als wären sie eine Unterbrechung meines Willens in meinem Leben.“
 

Gott ist in diesen Momenten barmherzig und zeigt mir, dass seine Wege höher sind als meine Wege. Durch Gottes Gnade kann ich der Versuchung widerstehen, meine Kinder zu behandeln, als wären sie eine Unterbrechung meines Willens in meinem Leben. Stattdessen befähigt mich Gott, sie als kostbare Geschenke zu betrachten, die er benutzt, um mich in sein Bild nach seinem Willen für mein Leben zu formen.

Heute Morgen rannte meine Tochter zurück und die Treppe hinauf, um ihre Handtasche zu holen, bevor wir das Haus verließen. Mit einer leeren Handtasche fühlt sie sich bereit, ausgesetzte Welpen oder Kätzchen zu retten, falls sie welchen begegnen sollte (bei uns in der Wüste hat sie bisher nur Babygeckos gefunden). Während ich unsere Familienbande aus der Tür trieb, hatte ich schon den Impuls ihr zuzurufen, sie solle die Tasche einfach zu Hause lassen.

Irgendetwas ließ mich jedoch innehalten. Mir kam der überwältigende Gedanke, dass sie neulich noch das Baby war, das in jeder Hinsicht umsorgt werden musste. Und jetzt will sie sich selbst schon um andere kümmern. So Gott will, wird sie eines Tages eine größere Verantwortung haben, den Hilflosen um sich herum zu helfen. Also entschied ich mich dagegen, ihr zu sagen, sie solle einfach ins Auto steigen.

Im Blick auf die Ewigkeit möchte ich die Gelegenheiten nutzen, die der Alltag bietet, damit sie ihren Blick staunend auf Gott lenkt und ihn widerspiegelt. Mein Gedankengang wurde unterbrochen, als sie die untersten zwei Stufen übersprang und mit der Handtasche in der Hand im Foyer landete. „Ich hab sie!“, verkündete sie atemlos. „Jetzt kann ich Tierbabys nach Hause bringen, so wie Jesus uns nach Hause bringt!“

Manchmal nutzt Gott unsere Kinder, um uns an die Ewigkeitsperspektive zu erinnern, die wir vergessen haben. Sie werden so schnell erwachsen, nicht wahr?