Gott gebraucht unsere Schwachheit

Artikel von John MacArthur
26. Juli 2017 — 5 Min Lesedauer

Das Neue Testament wurde nicht von der Elite Ägyptens geschrieben. Es wurde auch nicht von der Elite Griechenlands, Roms oder selbst Israels geschrieben. Die größten Gelehrten der damaligen Welt waren in Ägypten; sie waren in der größten Bibliothek der Antike in Alexandria. Die bekanntesten Philosophen waren in Athen; die mächtigsten Führer waren in Rom; und die religiösen Genies waren in Israels Tempel. Aber Gott hat keinen von ihnen jemals gebraucht! Er gebraucht bloß irdene Gefäße. Er überging Herodot, den Historiker; Sokrates, den Philosophen; Hippokrates, den Vater der Medizin; Euklid, den Mathematiker; Archimedes, den Vater der Mechanik; Hipparchos, den Astronom; Cicero, den Redner; und Vergil, den Dichter. Er überging sie alle. Warum? Irdene Gefäße dienen seinen Zwecken besser. Aus menschlicher Sicht (und vielleicht in ihrer eigenen Vorstellung) waren all diese prominenten Menschen prächtige Gefäße. Aber jemand, der tief von seinem eigenen Wert überzeugt ist, wird nicht den Wert des Evangeliums erkennen. Deshalb gebraucht Gott Bauern, Fischer, stickende Menschen und Zolleinnehmer – irdene Gefäße, um den unbezahlbaren Schatz zu tragen, zu verkündigen und niederzuschreiben, den wir das Evangelium nennen.

Gott tut es immer noch auf die gleiche Weise. Er übergeht immer noch die Elite. Er übergeht immer noch die hartherzigen, verschlossenen, stolzen Intellektuellen. Sie mögen in ihren Elfenbeintürmen in den Universitäten und Bibelschulen sitzen, oder in ihren Bischofssitzen und ihren Machtstellungen in der Kirche, aber Gott findet die Demütigen, die den Schatz der rettenden Wahrheit tragen werden.

Wie kann das funktionieren? Es funktioniert, weil „wir nicht uns selbst verkündigen“ (2Kor 4,5). Wir sind nicht die Botschaft. Die Kirche deren Pastor ich bin, ist gesegnet, weil Gott seine Wahrheit gesegnet hat. Es geht nicht um mich. Wenn Paulus sagt: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark,“ dann meint er nicht, dass er ein Mann ohne Überzeugungen ist. Er meint auch nicht, dass er ein undisziplinierter, fauler oder unverantwortlicher Mann ist, oder ein Mann, der nicht hart arbeiten kann. Was er mit „schwach“ meint, ist: „Ich habe mich aus der Gleichung rausgenommen. Dann wurde meine Stärke sichtbar – als ich den Weg freigemacht habe.“

Wenn du mächtig von Gott gebraucht werden möchtest, dann mach den Weg frei. Lerne, dich selber als Mülleimer zu sehen, oder, in den Worten von Petrus, bekleide dich mit Demut (1Petr 5,5). Es geht nicht um dich; es geht nicht um deine Persönlichkeit, es geht um das Wort Gottes. Gott braucht keine Intellektuellen. Er braucht keine großartigen Menschen, keine außergewöhnlichen oder berühmten Menschen. Die Menschen sind nicht die Kraft. Die Kraft steckt in der Botschaft! Er legt den Schatz in irdene Gefäße, damit „die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns“ (2Kor 4,7b).

Wenn du nach einer menschlichen Erklärung für den Erfolg des Paulus suchst, dann gibt es keine. Menschen haben zu mir gesagt: „Ich studiere die Bibel, um zu sehen, warum Paulus so erfolgreich war.“ Ich kann dir sagen, warum er erfolgreich war: er predigte die Wahrheit. Und die Wahrheit ist mächtig. Oder sie sagen: „Wir wollen in deine Gemeinde kommen, um zu sehen, warum die Dinge hier laufen.“ Ich kann dir sagen, warum die Dinge hier laufen: die Wahrheit Gottes. Die Wahrheit Gottes und die Macht Gottes; dadurch laufen Dinge. Die überragende Kraft erklärt das übermächtige Wirken Gottes in den Seelen deren, die die Wahrheit hören. Wir Prediger sind im besten Fall irdene Gefäße! Für uns selbst genommen, haben wir nichts anzubieten, weder Schönheit noch Macht. Paulus wusste das, weshalb er sagte: „Und ich war in Schwachheit und mit viel Furcht und Zittern bei euch“ (1Kor 2,3).

Am Ende ist es ok, dass wir so schwach und so furchtsam sind. Unser Glaube sollte sich sowieso nicht auf uns gründen, sondern auf die Kraft Gottes. Wir sind nichts. Paulus sagt an anderer Stelle: „So ist also weder der etwas, welcher pflanzt, noch der, welcher begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt“ (1Kor 3,7). Alles kommt von Gott!

Vor Jahren schrieb James Denney: „Niemand, der den Dienst von Paulus gesehen und ihn als Prediger erlebt hatte, konnte auch nur davon träumen, dass die Erklärung in ihm lag. Nicht in einem hässlichen, kleinen Menschen ohne Bühnenpräsenz, Sprachfertigkeit oder den Mitteln zur Bestechung konnte die Quelle solchen Mutes und die Ursache solcher Umwälzungen stecken. Sie sollte nicht in ihm, sondern in Gott gesucht werden.“ A.T. Robertson zitierte Denney 1911 in seinem Buch The Glory of the Ministry:

„Es gab schon immer Menschen in der Welt, die so clever waren, dass Gott sie nicht gebrauchen konnte. Sie waren nie imstande, sein Werk zu tun; sie waren so eingenommen davon, ihr eigenes Werk zu bewundern. Gottes Werk hing nie von ihnen ab, und es hängt auch jetzt nicht von ihnen hab. Die Kraft steckt nicht im Produkt menschlicher Intelligenz, Schlauheit, Methoden oder Einfallsreichtum; die Kraft des Evangeliums steckt im Evangelium.“

Wir Diener des Evangeliums sind schwache, gewöhnliche, einfache, zerbrechliche, unehrenhafte und austauschbare irdene Gefäße, die eigentlich den Müll rausbringen sollten – aber stattdessen dürfen wir die Ehre Gottes zu den Menschen bringen.

Das Erstaunliche ist, dass solche Schwachheit das Evangelium nicht aufhalten kann. Dankbarerweise kommt das Evangelium nicht von uns. Die große Tatsache ist, dass Gott irdene Gefäße strategisch gebraucht, weil das wesentlich für das Evangelium ist. Denn dadurch wird glasklar, wo die Kraft wirklich liegt. Wir sind unwürdige Knechte, aber Gott hat uns den Schatz des Evangeliums gegeben. Was für ein unschätzbares Privileg!