Ein Gott des Gerichts

Artikel von R.C. Sproul
21. April 2019 — 2 Min Lesedauer
Die aber außerhalb sind, richtet Gott. So tut den Bösen aus eurer Mitte hinweg! (1Kor 5,13)

Das erste Problem, das Paulus im 1. Korintherbrief ansprach, war das Problem der Spaltungen. Die Gemeindemitglieder hatten sich in Gruppen formiert, die sich entgegenstanden und das zerriss den neuen Tempel Gottes, der eigentlich aus Gold, Silber und kostbaren Steinen gebaut sein sollte und nicht durch Streit wegen unbedeutendem Holz, Heu und Stroh dem göttlichen Feuer des Gerichts zum Opfer fallen soll.

Das zweite Problem, das Paulus ansprach (1Kor 5), hatte mit dem ersten zu tun. Die Gemeinde war nicht in der richtigen Weise mit der offenkundigen Sünde in ihrer Mitte umgegangen. Eines ihrer Mitglieder lebte zusammen mit seiner Stiefmutter. Wenn wir Spaltungen in der Gemeinde sehen, können wir sicher sein, dass mit Sünde nicht richtig umgegangen wird. Hier ist es offensichtlich, dass manche Leute das Recht dieses Mannes verteidigten, diese Sünde zu begehen, die durch 3. Mose 18,18 und 5. Mose 23,1 verboten war. Anscheinend erachtete sich eine Gruppe in der Gemeinde als frei von diesem „alttestamentlichen Gesetz“, zogen aber nicht 1. Mose 2,24 in Betracht, wo ausgesagt wird, dass ein Mann den Haushalt seiner Vaters verlassen soll, wenn er sich eine Frau nimmt. Paulus befahl ihnen, diesen Mann vom Tisch des Herrn auszuschließen. Er sagte, dass der Gemeindeausschluss mit dem Ziel der Seelenrettung des Sünders geschieht und um das Haus Gottes zu reinigen. Wir sollten hoffen, dass der Schmerz des Ausschlusses den Sünder zur Vernunft bringt.

Gemeindezucht wird heute selten praktiziert. Die Reformatoren erachteten gesunde Lehre als ein Merkmal einer wahren Kirche, zusammen mit der richtigen Predigt und dem richtigen Spenden der Sakramente. Heute, weil wir „große, benutzerfreundliche Gemeinden“ bauen wollen, schrecken wir vor jeder Form der Gemeindezucht zurück. Sowohl im Alten Testament als auch hier im 1. Korintherbrief geschieht der Ausschluss öffentlich, aber obwohl wir offen von unserem Gemeindewachstum sprechen, lassen wir unsere Gemeindezucht (wenn wir sie überhaupt praktizieren) im Verborgenen geschehen.

Wenn wir wollen, dass die Gemeinde an oberflächlichen Zahlen „wächst“, dann werden wir gesundes Predigen abmildern. Ab und zu wird die Predigt herausfordernd sein. Aber wenn die Leute das nicht mögen, schalten sie einfach für eine Woche auf Durchzug. Jemanden öffentlich ausgeschlossen zu sehen, kann jedoch eine „erschreckende Wirkung“ auf oberflächliche Gemeindemitglieder ausüben. Es führt ihnen in aufrüttelnder Klarheit die Wirklichkeit des Gerichts Gottes vor Augen. Aber das ist gewiss eine gute Sache. Es ist die Furcht Gottes, die der Anfang der Weisheit ist.

Die Lehre der Rechtfertigung durch Glauben macht keinen Sinn, wenn Gott nicht ein Gott des Gerichts ist. Wenn Menschen Gottes Gerichte in der Gemeinde sehen, sollten sie erzittern und sich neu auf ihre freie Rechtfertigung durch das Blut Christi berufen. Ermutigst du die Leiter deiner Gemeinde dazu, wahre, biblische Zucht in deiner Gemeinde zu praktizieren?