Wir brauchen Pastoren!

Artikel von Fred Greco
11. Januar 2019 — 7 Min Lesedauer

Wenn jemand anfängt, über die Organisation der Gemeinde zu reden oder zu schreiben, schweift die Aufmerksamkeit der Zuhörer oft ab. Gemeindeorganisation wird nicht als das praktischste Thema erachtet, das dem Dienst der Gemeinde hilft. Denn wer will schon gerne etwas über Ausschussstrukturen lernen oder über Ausschusszeiten? Aber die Realität ist, dass die Organisation der Gemeinde ein Mittel ist, das König Jesus gebraucht, um sein Volk in der Jüngerschaft voranzubringen und das Evangelium in eine verlorene und bedürftige Welt zu tragen. Als Christus in den Himmel aufstieg, ließ er seine Kinder nicht als Waisen zurück (Joh 14,18); stattdessen begründete er eine Struktur, bei der der Heilige Geist durch Menschen wirken würde, um die Gemeinde aufzuerbauen. Dies umfasst die Berufung, Zurüstung und Einsetzung von Pastoren (Eph 4,11), Ältesten (Apg 14,23; Tit 1,5) und Diakonen (Apg 6) in der Gemeinde. Der Herr Jesus Christus beauftragte seine Gemeinde, das Evangelium der Gnade in die Welt zu tragen (Mt 28,18-20) und der Weg jedes Christen findet seinen Höhepunkt in der gemeinschaftlichen Anbetung Gottes in alle Ewigkeit (Offb 21). Deshalb brauchen wir die Gaben, die Jesus der Gemeinde gegeben hat, einschließlich der Pastoren und Lehrer, um diese Mission zu erfüllen. Es gibt drei Hauptgründe, warum wir Pastoren brauchen. Erstens, Pastoren bringen uns das Wort Gottes. Zweitens, Pastoren ermutigen uns in unserem Wandel mit Christus. Drittens, Pastoren rüsten uns aus, den christlichen Dienst zu tun. Es sollte uns nicht überraschen, dass jedes dieser Bedürfnisse von Christus bedacht wurde.

Pastoren bringen uns das Wort Gottes

Der erste und wichtigste Grund, warum wir Pastoren brauchen, ist, weil Christus ihnen befohlen hat, Herolde des Wortes Gottes zu sein. Es ist grundlegend für das Amt des Pastors, seiner Gemeinde Gottes Wort zu bringen, auszulegen und zu erklären. Diese Aufgabe ist so grundlegend, dass es üblich ist, einen Pastor als „Prediger“ zu bezeichnen. Als unser Mittler offenbart Christus uns durch sein Wort den Willen Gottes, aufdass wir errettet werden (Joh 20,31) und als Kinder Gottes in der Gnade wachsen mögen (Apg 20,32). Im gegenwärtigen Zeitalter vollbringt Christus dies durch die Torheit der Predigt und der Prediger (1Kor 1,21). Auf eine Weise, die in vielen Aspekten ähnlich ist zu der Rolle der alttestamentlichen Propheten, bringen Pastoren das Wort Gottes zu ihrer Gemeinde durch die Predigt. Der Hauptunterschied ist, dass Pastoren keine direkte, neue Offenbarung von Gott bringen. Stattdessen studieren sie das Wort Gottes und lehren es dem Volk Gottes, damit diese erkennen, wer Gott ist und wie und warum wir ihm gehorchen sollten. Auf diese Weise sind Pastoren wie die Führer im Buch Nehemia, die nicht nur das Gesetz Gottes vorlasen, sondern auch „den Sinn erklärten, so dass man das Gelesene verstand“ (Neh 8,8). Wir haben Beispiele in der ganzen Apostelgeschichte von Pastoren, die Gottes Wort lehren, einschließlich Petrus vor der Menge und Paulus in Ephesus. Diese Rolle des Predigens und Lehrens war nicht auf die Apostel beschränkt, da Paulus Timotheus und Titus diese Aufgabe zuwies (2Tim 2,2; Tit 2,15) und die Hörer des Wortes ermutigte, für ihre Lehrer zu sorgen (Gal 6,6). Paulus verstand, dass es absolut dringlich war für Pastoren, das Wort Gottes zu ihrer Gemeinde zu bringen und er gab ein Beispiel für alle Pastoren, die auf ihn folgten. Der Pastor darf niemals „etwas verschweigen, sondern [muss] den ganzen Ratschluss Gottes verkündigen“ (Apg 20,27) und dabei darf „[seine] Rede und [seine] Verkündigung nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit bestehen, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit [der] Glaube [der Gemeinde] nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft“ (1Kor 2,4-5).

Pastoren ermutigen uns in unserem Wandel mit Christus

Der zweite Grund, warum wir Pastoren brauchen, ist, dass sie uns gegeben worden sind, um uns in unserem christlichen Wandel zu unterstützen. In der Pilgerreise gibt uns John Bunyan ein Bild des christlichen Lebens als eine Reise zu der himmlischen Stadt. Während dieser Reise hat der Christ mehrere Gefährten – manche gut (Treu und Hoffnungsvoll), manche nicht so gut (Geschwätzig). Seine guten Gefährten ermutigen ihn auf dem Weg und helfen dem Christen, auf dem Weg zur himmlischen Stadt voranzukommen. Das ist ein gutes Bild der Rolle eines Pastors im Leben von Gottes Volk. Ein Beispiel davon in der Bibel ist Tychikus, der von Paulus als ein „geliebter Bruder und treuer Diener im Herrn“ (Eph 6,21) beschrieben wird. Paulus sandte Tychikus zu den Gemeinden in Ephesus und Kolossä genau aus diesem Grund: „… dass er eure Herzen tröste“ (Eph 6,22; Kol 4,8). Paulus wusste, dass die Gläubigen mehr brauchten als nur das Wort der Wahrheit gelehrt zu bekommen; sie mussten daran erinnert werden, dass der Herr sie liebt und für sie gesorgt hat. In diesem Sinn sind Pastoren ein Geschenk Jesu an sein Volk (Eph 4,8-11). Sie sind eine spürbare Erinnerung an Jesu Fürsorge für uns in dieser Welt, die von der Sünde entstellt ist. Ermutigt es dich, wenn dein Pastor dich anruft, um herauszufinden, was gerade in deinem Leben los ist? Bist du getröstet durch das Wissen, dass dein Pastor für dich, deine Familie und deine besonderen Bedürfnisse betet? Genauso wie Paulus jede der Gemeinden, an die er schrieb, daran erinnerte, dass er an sie gedachte (Phil 1,3), niemals aufhörte, für sie zu beten (Kol 1,9), und dem Herrn dankte, dass ihr Glaube wuchs (2Thess 1,3), so ist die Berufung jedes Pastors, neben dem Volk Gottes einherzugehen und ihre Augen auf Christus zu richten. Ich sage oft meiner eigenen Gemeinde, dass die Hauptaufgabe eines Pastors darin besteht, die Gemeinde an Gottes Wahrheit und Verheißungen zu erinnern, die sie eigentlich schon kennen.

Pastoren rüsten uns aus zum Dienst

Der letzte Grund, warum wir Pastoren brauchen, ist, damit wir ausgebildet und vorbereitet werden, das Werk des Dienstes zu tun, für die Auferbauung des Leibes Christi (Eph 4,12). Es ist viel zu oft die Einstellung von Christen, dass Pastoren die „professionellen“ Christen sind; das heißt, sie sind diejenigen, die das ganze Werk des Dienstes in der Gemeinde und der Gesellschaft tun müssen. Denn, diese Einstellung drückt aus: „Ich weiß bei weitem nicht so viel über die Bibel wie mein Pastor“. Der extremste Ansatz in diesem Bereich will nicht nur, dass der Pastor für mich betet, sondern auch an meiner Stelle, weil er „so viel näher bei Gott ist“. Die Bibel ist klar und deutlich, dass alle Christen am Dienst des Reiches Gottes beteiligt sein sollen, und dass wir alle zu einer „königlichen Priesterschaft“ (1Petr 2,9) gehören, die wir „[unser] Licht leuchten lassen vor den Leuten, daß sie [unsere] guten Werke sehen und [unseren] Vater im Himmel preisen“ (Mt 5,16). Das Zurüsten aller Christen zum christlichen Dienst geschieht nicht zufällig oder als pragmatische Reaktion auf drängende Bedürfnisse. Es ist der Plan Jesu Christi für seine Gemeinde. In Epheser 4, der zentralen Bibelstelle über die Gaben, die Christus der Gemeinde gibt, schreibt Paulus, dass Christus Hirten (Pastoren) gegeben hat „zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus“ (Eph 4,12). Wenn wir darüber nachdenken, macht es vollkommenen Sinn in Verbindung mit den ersten zwei Gründen, warum wir Pastoren brauchen – Pastoren bringen uns das Wort Gottes, damit wir in der Erkenntnis und Gnade Jesu Christi wachsen mögen, und sie ermutigen uns in unserem Wandel mit Christus, damit wir den Dienst sehen, den Christus vor unsere Füße gelegt hat.

Pastoren sind ein wichtiger Teil der Gemeinde Jesu Christi, nicht, weil sie die einzigen sind, die mit dem Herrn verbunden und fähig zum Werk des Dienstes wären, sondern, weil sie ein Geschenk von Jesus sind, um sein Volk zuzurüsten, damit sie in ihrer Erkenntnis Gottes und ihrer Nützlichkeit in seinem Reich wachsen mögen. Danke dem Herrn für deinen Pastor.